Fokus Kamera & Licht

Dies ist eine Archivseite der 10. SchulKinoWochen Hessen 2016!
 

Ohne Kamera und Licht gäbe es keinen Film.

Der berühmte Filmtheoretiker Bela Balaz stellte eins fest: „Wodurch wird der Film zu einer besonderen eigenen Sprache? Durch die Großaufnahme. Durch die Einstellung….Die Kamera zeigt immer neue Distanzen und Gesichtspunkte.“

Die Kamera nimmt nicht nur das Spiel vor der Linse auf, sondern sie ist selbst Geschichtenerzählerin. Die Kamera zeigt bestimmte Bildausschnitte, andere blendet sie aus. Sie steht starr oder bewegt sich, fliegt, fährt, schwenkt, zoomt, läuft um eine Person herum, dreht sich im Kreis, verfolgt oder verliert das Subjekt – immer interpretiert sie so das Geschehen.
Auch Licht beeinflusst den Film und seine Wirkung. Durch Licht erst erhält der filmische Handlungsraum seine Dreidimensionalität, werden Stimmungen erzeugt und Figuren charakterisiert. Je nach Ausleuchtung kann eine Szene dokumentarisch wirken oder aber verfremdet.
Licht ist an allen Schritten einer Filmentstehung beteiligt: Es erschafft den Bildraum, es fließt durch die Linse der Kamera und erzeugt eine Reaktion auf dem Aufnahmemedium. Schließlich ist Licht nötig, um den fertigen Film über einen Projektor sichtbar zu machen.
Mit Kamera und Licht haben wir also unzählige Möglichkeiten, etwas ‚ins Bild’ und ins ‚rechte Licht‘ zu rücken. Der diesjährige Fokus möchte dazu anregen, Filme auf ihre Machart und damit speziell auf Kameraarbeit und Lichtwirkung hin zu untersuchen. In unserem Programm stellen wir Filmbeispiele mit sehr unterschiedlicher Kamera- und Lichtarbeit vor.
Die Kamera im Film kann spürbar und selbst kunstvolles Stilmittel sein – so wie im Film TAXI TEHERAN Fest am Armaturenbrett des Autos montiert, bestimmt sie einen ganz bestimmten Blick des Zuschauers auf die Welt – nicht mehr und nicht weniger. Im vielfach ausgezeichneten Film VICTORIA dagegen kann man als Zuschauer die Anwesenheit einer Kamera manchmal fast vergessen. Der Film ist ein grandioses Kamerawerk mit einer einzigen Kameraeinstellung in 140 Minuten – ohne Schnitt ist die Kamera dauernd in Bewegung.
Mit Filmen wie DAS WEISSE BAND, DIE GELIEBTEN SCHWESTERN und FONTANE: EFFI BRIEST haben wir großartige Filme ausgewählt, deren Kameraarbeit preisgekrönt wurde. Im fantastischen Märchen DIE UNENDLICHE GESCHICHTE begeben wir uns auf die Suche nach einer realistischen Beleuchtung.
Und wir blicken zurück in die Filmgeschichte. Je nach Epoche und den verbundenen Stilvorstellungen dominierten jeweils unterschiedliche Kameraführungen und Lichtverwendungen. Mit seinem semidokumentarischen Spielfilm MENSCHEN AM SONNTAG gehört Robert Siodmak zu den berühmtesten Vertretern der „Neuen Sachlichkeit“. Exemplarisch lassen sich hier Unterschiede zwischen dokumentarischer und inszenierter Kameraarbeit analysieren. Friedrich Wilhelm Murnaus Meisterwerk FAUST – EINE DEUTSCHE FILMSAGE lässt uns in die imposante Bilderfülle der Stummfilmzeit eintauchen und bietet zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten. Natürlich darf auch ein weiterer Altmeister und Pionier in Sachen Kameraführung und Lichtsetzung nicht fehlen: Alfred Hitchcocks Klassiker DAS FENSTER ZUM HOF weist eine unvergleichliche Bandbreite wirkungsvoller Kamera- und Lichttricks auf.
Schließlich ist mit Xavier Dolan auch ein ganz junger Regisseur dabei, der bereits heute durch extreme Produktivität und Stilsicherheit überzeugt: Im Drama MOMMY passt er, so scheint es, die äußere Form konsequent dem Inhalt an: Er zwängt seine Figuren in die Enge eines 4:3 Formats.

Praktische Fragen an die beiden Gewerke Kamera und Licht als Leitfaden für den Unterricht und das gemeinsame Filmschauen:

Kameraarbeit bewusst betrachten

Wo steht die Kamera?
Welche Einstellungsgröße wurde gewählt?
Was steht im Fokus?
Welche Bewegungen gibt es – der Kamera/der Figuren?
Welches Objektiv wird benutzt?

Licht bewusst betrachten

Welche Lichtquellen sind vorhanden?
Wo stehen sie?
Welche Bildausschnitte, Figuren und Gegenstände werden beleuchtet?
Wo liegen die Schatten?
Wie stark sind die Kontraste?
Sind Reflexe vorhanden?
Wie ist die Farbstimmung?

 


"Die unendliche Geschichte"BRD 1983/1984Tami Stronach, Noah Hathaway

 

Die unendliche Geschichte
FSK 6 | empfohlen ab 10
BRD/USA 1984 | 101 Min. | Regie: Wolfgang Peterson | Abenteuerfilm

 

Faustf000084_pic_011

 

Faust – eine deutsche Volkssage
FSK o.A. | empfohlen ab 14
Deutschland 1926 | 106 Min. | Regie: Friedrich Wilhelm Murnau | Literaturverfilmung

 

"Fontane Effi Briest" BRD 1972 - 1974 Wolfgang Schenck

 

Fontane: Effi Briest
FSK 12 | empfohlen ab 14
BRD 1972-1974 | 141 Min. | Regie: Rainer Werner Fassbinder | Literaturverfilmung

 

"Victoria"DE 2014/15Laia Costa in "Victoria" (2014/15)

 

Victoria
FSK 12 | empfohlen ab 14 | FBW-Prädikat „besonders wertvoll“
Deutschland 2015 | 136 Min. | Regie: Sebastian Schipper | Drama, Thriller

 

Das weiße Band-16

Das weisse Band – Eine deutsche Kindergeschichte
FSK 12 | empfohlen ab 16 | FBW-Prädikat „besonders wertvoll“
Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien 2009 | 145 Min. | Regie: Michael Haneke | Drama

 

Die Geliebten Schwestern-16

 

Die geliebten Schwestern
FSK 6 | empfohlen ab 15 | FBW-Prädikat „besonders wertvoll“
Deutschland, Österreich 2013, 2014 | 139 Min. | Regie: Dominik Graf | Biopic, Drama

 

"Menschen am Sonntag" D 1929/30 Wolfgang von Waltershausen, Christl Ehlers

 

Menschen am Sonntag
FSK o.A. | empfohlen ab 15
Deutschland 1930 | 74 Min. | Regie: Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer | Stummfilm

 

"Mommy" CA 2014 Anne Dorval

 

Mommy
FSK 12 | empfohlen ab 15
Kanada 2014 | 139 Min. | Regie: Xavier Dolan | Drama            ->OmU möglich

 

"Taxi Teheran" IR 2015 Regisseur Jafar Panahi

 

Taxi Teheran
FSK o.A. | empfohlen ab 15
Iran 2014 | 95 Min. | Regie: Jafar Panahi | Tragikomödie

 

"Das Fenster zum Hof" US 1954 James Stewart

 

Das Fenster zum Hof
FSK 12 | empfohlen ab 16
USA 1954 | 112 Min. | Regie: Alfred Hitchcock | Thriller


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Angebot der Museumspädagogik des Deutschen Filmmuseums:

Spezialführung Kamera & Licht durch die Dauerausstellung.

Rund um die SchulKinoWochen Hessen bieten wir Ihnen und Ihrer Klasse spezielle Führungen zum Thema Kameraarbeit und Lichtsetzung in der Dauerausstellung des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt an.

 

Anmeldung und Information direkt bei der Abteilung Museumspädagogik:

museumspaedagogik@deutsches-filminstitut.de
Tel. 069 961220-223

Kosten: 35 € pro Klasse/Führung, zuzüglich 3€/Schüler*in ermäßigter Eintrittspreis in die Dauerausstellung.